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1. Stock

Mittelalter

Das Gebiet um Radkersburg gehörte im 7. und 8. Jahrhundert zum großen Awarenstaat, ab dem 9. Jahrhundert dann zum Ostfrankenreich. Dem wurde mit den ungarischen Einfällen ein Ende gesetzt, so dass im 10. Jahrhundert das große Deutsche Königreich geformt wurde, dessen Ostgrenze in Richtung Ungarn östlich von Radkersburg versetzt wurde. Mit der slawischen Besiedlung des Raumes erhielt das Gebiet um Radkersburg seine slawische Sprachidentität, die im Kontakt mit der germanisch-deutschen Sprachidentität bis heute beibehalten worden ist.

Das Gebiet um Radkersburg war ein Teil des Landes, später Herzogtums Steiermark, das im 12. und 13. Jahrhundert von österreichischen Herzogsgeschlecht der Babenberger und des böhmischen König Ottokar II regiert wurde. Im Jahr 1276 wurden die Besitztümer von der Koalition um den neuen deutschen König Rudolf I. von Habsburg beschlagnahmt. Im Mittelalter entstehen als Zentren der Landesherrschaft die Burgen, die zu wahren und symbolischen Attributen der neuen adelig-ritterlichen Schicht und zu Zentren der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Macht wurden. Die Mehrheit der Besitztümer wurde von den Grafen von Stubenberg übernommen, die seit dem Ende des Mittelalters das größte feudale Geschlecht in diesem Raum waren.


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1. Stock

Die Stadt und die Bürger

Radkersburg wird in den historischen Quellen zum ersten Mal 1299 als Stadt erwähnt und entwickelte sich seit damals zu einem bedeutenden Zentrum für die Umgebung. Wegen seiner außerordentlichen strategischen Lage wurde Radkersburg zu einer der wichtigsten Grenzfestungen in der Steiermark. Ein strategischer Punkt zur Verteidigung war auch das Schloss Oberradkersburg, das damals nur durch einen kleinen Flussarm von der Stadt getrennt war. Unter dem Schlossberg lag die Vorstadt Gries, die durch die Brücke mit der Stadt verbunden war.

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert prägten einige Familien das Bild des bürgerlichen Oberradkersburg, deren Namen auf den Grabsteinen des gemeinsamen Stadtfriedhofs zu lesen sind. Im Jahr 1907 wurde Oberradkersburg zum Markt erhoben. Das Bild des ehemaligen Bürgertums ist im Lauf der Zeit verblasst, Gornja Radgona/Oberradkersburg aber bleibt auch heute ein wichtiges urbanes Zentrum dieses Teiles der slowenischen Steiermark.


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1. Stock

Konfessionsbild

Die Einwohner im Gebiet von Gornja Radgona sind ihrer Religionszugehörigkeit nach vorwiegend Katholiken. Das erste Dokument, dass die Kirche in Radgona/Radkersburg bekundet ist die Schenkungsurkunde vom Herzog Otokar aus dem Jahr 1182. Die St. Peters Kirche, die ab dem Jahr 1811 eine selbstständige Pfarre ist, wurde das erste Mal im Jahr 1446 erwähnt. Die katholische Kirche in Apače mit romanischen Bauelementen, ist im Jahr 1455 Pfarrkirche geworden. Die erste Kirche in Negova sollte im 15. Jahrhundert gebaut worden sein, Pfarrkirche ist sie ab dem Jahr 1707.

Im 16. Jahrhundert entwickelte sich der Protestantismus zur einen wahren Volksbewegung. Im Jahr 1582 ließ Karl von Herberstorff in der Stadt eine Kirche und eine Schule bauen die in der Gegenreformation zerstört wurden. Seit dem Jahr 1932 ist evangelische Kirche in Apače tätig.

Im 14. Jahrhundert lebte in Radgona/Radkersburg auch eine der größeren Judengemeinschaften in der Steiermark, bis im Jahr 1496 alle Juden aus den österreichischen Ländern vertrieben wurden.


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Hexenprozesse

Die Hexenprozesse sind ein Produkt des moralischen Verfalls und der intellektuellen Armut der kirchlichen Aristokratie im Mittelalter, unter der Bevölkerung aber verursachte der Aberglaube die Angst vor dem Teufel. Die Mittelpunkte der Hexenprozesse in der slowenischen Steiermark waren Hrastovec, Vurberg, Ormož, Ljutomer, Maribor/Marburg, Ptuj/Pettau, Radgona/Radkersburg und Celje/Cilli. Die letzte Frau, gegen die ein Hexenprozess in den Jahren 1744-1746 vor dem Landgericht in Oberradkersburg geführt wurde, war Apolonija Heric aus Veržej. Sie wurde der Hexerei bezichtigt. Zusammen mit ihrer Tochter wurde sie im Jahr 1746 freigesprochen und aus der Haft entlassen.


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Weinbau

Ende des 11. Jahrhunderts gab es größere Weingärten auch in der Umgebung von Radgona. Im 15. Jahrhundert befanden sich die Weinbesitze von Radgona in den Händen des Landesfürsten, doch gingen später einige Grundherrschaften in den Besitz anderer Grundherren und kirchlicher Einrichtungen über. Im 17. Jahrhundert ist die Umgebung von Radkersburg schon ein Weinbaugebiet. Wesentliche Veränderungen geschahen in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Große Bedeutung für die Entwicklung des Weinbaus hatte Graf Franz Karl Wurmbrand, der im Jahr 1819 in Radkersburg eine Filiale der Steirischen Landwirtschaftsgesellschaft gründete. Im Jahr 1867 erschien das Werk Der umsichtige Weinbauer des Negauer Kaplans Franc Jančar. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges befand sich ein großer Teil der Radkersburger Weingärten im Besitz von Kaufleuten, Rechtsanwälten und anderen wohlhabenden Bürgern, die Winzer beschäftigten. Das Winzertum war eine sehr verbreitete Form der Beschäftigung im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.


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Wohnraum

In Gornja Radgona sind neben dem dominanten Burgkomplex auch einige Landschlösser und Bürgerhäuser mit individuellen architektonischen Elementen erhalten geblieben, die den materiellen Status der Besitzer und Architekten bzw. der Erbauer belegen, die das Äußere der Häuser sehr individuell gestalteten. Andererseits wird die hügelige Landschaft in der Umgebung von Gornja Radgona durch Objekten der Weinbaukultur geprägt. Die Wohnkultur zeigte sich auch in der Innenausstattung. Bei der ärmeren ländlichen Bevölkerung war diese bescheiden.


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Lebenkreis

Der menschliche Lebenskreis erstreckt sich von der Geburt bis zum Tod.

Das Privatleben der Menschen bewegte sich schon von jeher zwischen drei wichtigen Ereignissen: der Geburt, der Hochzeit und dem Tod.

Die Zeit ist eine wichtige Dimension der menschlichen Welt, im Alltag zwischen Geburt und Tod wird sie stets von persönlichen Ereignissen begleitet und auch von alljährlichen staatlichen Feiertagen sowie von Familienfeiertagen.